Comenga

Talias Inn

"Es werden sich aber sicherlich Kleinkriminelle überlegen hier mal vorbei zu schauen, wenn sie wissen, dass es hier eine Bürgerwehr gibt."
Karon setzte sich auf einen Stuhl, nachdem er sein Putzwerkzeug weggeräumt hatte.
"Zudem kann man afrikanische und amerikanische Verhältnisse nicht vergleichen. Gangs nehmen sich grundsätzlich immer die vor, die sich nicht wehren. Selbst wenn sich eine Gang gegen die Bürgerwehr stellen sollte, könnte diese immer noch die Polizei rufen. Was sie eigentlich grundsätzlich tun sollte."

Faris | New York | Talias Inn

Polizei. Faris lies sich Wort auf der Zunge zergehen. Es war der Inbegriff für Stabilität.
"Einen Versuch ist es zumindest wert. Es kann die Situation ja wohl kaum verschlechtern."

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Karon stand am Fenster und sah in die Nacht hinaus. Doch er konnte die Sterne kaum erkennen, da die Lichter der Stadt sie überschienen. Er zog den Vorhang zu und betrachtete die beiden Futons, die am Boden lagen.
"Diese Woche ist viel passiert. Und manches davon hätte ich gerne vermieden."
Mit seinem Blick auf Faris gerichtet, ging er das Zimmer auf und ab.
"Ich frage mich, ob es immer so sein wird."

Faris | New York | Talias Inn, Wohnraum

"Ich denke schon. Dinge laufen nie so, wie man sich sie vorstellt. Wir haben das ein oder andere erreicht, denk lieber daran."
Faris hatte sich bereits umgezogen und setzte sich nun auf den Futon. Es war schon ein wenig absurd. Es ging ihr so gut wie noch nie in ihrem Leben, und trotzdem schlief sie noch mehr oder weniger am Boden.
"Man hat immer den ein oder anderen Traum, der nicht wahr werden kann. Wir sind weiter gekommen, als ich gedacht habe. Immerhin bin ich in Amerika. Wir müssen ja nicht gleich die Kühnsten Ideen userer Jugend verwirklichen."

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Karon grinste.
"Was hast du denn für Ideen in deiner Jugend gehabt?" Kurz stutzte er. "Wir sind nun schon einige Zeit gemeinsam unterwegs, doch wir wissen kaum etwas über den anderen."
Vor seinem Futon kniend, zog sich Karon bis auf die Unterhose aus. Fein säuberlich legte er seine Kleidung zusammen und deponierte sie am Kopfende.
"Ich hoffe, es stört dich nicht."
Als er in sein Bett schlüpfte, umfasste ihn ein Gefühl, das er schon lange nicht mehr hatte: Wohlbefinden.
Obwohl das Zimmer nicht riesig war, er es mit jemanden teilen musste und quasi auf dem Boden schlief, hatte er seit langer Zeit keine Angst mehr, dass ihn jemand überfallen könnte. In Antarctika musste man damit jede Nacht rechnen. Und da Karon sehr viel besaß, was andere wollten -vor allem Essen und Trinken-, hatte er sich sehr oft verteidigen müssen.

Faris | New York | Talias Inn, Wohnraum

Faris gluckste ein wenig herum. "Ich wollte Polizist werden. Nicht in Afrika, nicht für eine Korrupte Regierung. Das alte Europa fand ich faszinierend damals, auch wenn das kein Platz für einen Afrikaner ist."
Faris fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht und schwieg einen Moment.
"Ich war allein gegen alle, am schlimmsten Ort der Welt, und in meinem Kopf trug ich eine Uniform mit feinsäuberlich polierten Knöpfen und patroullierte durch Parks, die ich nie gesehen hatte."
Faris machte eine Geste, als ob sie das Thema verscheuchen wollte. Es steckte noch sehr viel mehr hinter dieser einen Geschichte, als sie erzählen wollte.
"Und was wolltest du unbedingt tun? Zum Mond fliegen?"

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"Nun, wenn du auf Nachbarschaftspatrouillie gehst, dann bist du nicht mal so weit weg, von deinem Traum als Polizistin."
Karon stellte die Frage von Faris zurück, denn er musste erst überlegen, wie er es formulieren sollte.
"Was hat dich daran gehindert Polizistin zu werden?"

Faris | New York | Talias Inn, Wohnraum

"Meine Vorstellung von Recht. Ich bin aufgewachsen in einer Welt von Korruption, Bürgerkrieg und willkürlichen Herrschern. Der beste Weg, um aus den Slums zu kommen, ist dem Militäre beizutreten. Aber, um was zu tun? Dem aktuellen König/Präsidenten/Religösem Führer zu dienen, damit der seine Pläne durchsetzen kann. Mit Polizisten verhält sich das niht anders. Nur das die Arbeit ein wenig schmutziger ist. Ich wollte nicht irgendwessen Spitzel sein. Eher der Ritter auf dem weißen Pferd, der stets im Sinne der Gerechtigkeit handelt. Eine recht utopische Vorstellung, ich weiss."

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"Es ist nichts falsch daran gerecht sein zu wollen. Vor allem, wenn man dem Volk dienen und es beschützen will."
Karon drehte sich zu Faris und stützte seinen Kopf auf seine rechte Hand. Dabei rutschte die Decke runter und entblößte seinen nackten Oberkörper.
"Doch du hattest das Pech in einem Staat aufzuwachsen in dem eben die Korruption vorherrscht. Hier in der Nordamerikazone könntest du deinen Traum verwirklichen."

Faris | New York | Talias Inn, Wohnraum

"Meinst du wirklich", sagte Faris. Ihre Augen wurden groß, wie die eines Kindes, das das schönste Geburtstagsgeschenk aller Zeiten bekommen hatte. So hatte sie gar nicht gedacht. Dann wurde sie wieder ernst. Das war doch absurd.
"Wie soll das funktionieren, ich bin kein Amerikaner, und meine Bildung ist, auch wenn ich kein Analphabet bin und 3 +3 Rechnen kann, sehr gering. Ich glaube kaum, dass man auch nur darüber nachdenken würde, mich einzustellen."

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"Nun, für die Nachbarschaft auf Streife zu gehen ist schon mal ein guter Anfang."
Karon meinte es vollkommen ernst damit, was er sagte.
"Darauf lässt sich aufbauen. Sicher kann man dir Empfehlungsschreiben ausstellen, wenn du dich gut machst. Sicherlich wird man auch positiv über dich sprechen."

Faris | New York | Talias Inn, Wohnraum

"Vielleicht. Ich kann es zumindest versuchen. Wir sollten uns aber erst einmal ansehen, wie sich unsere Bürgewehr entwickelt. Ich bin nach hiesigem Recht noch ein Kind, also habe ich noch viel Zeit."
Faris schüttelte innerlich den Kopf, als sie über die Vergangenen Wochen nachdachte. Das Leben hatte schon verrückte Überraschungen parat. Aber alles lief gut so weit.
"Wir sollten schlafen gehen. Was auch immer Morgen kommt, es wird sicher ein anstrengender Tag."

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"Du hast recht."
Karon wünschte Faris eine gute Nacht und löschte das Licht mit einem Klatschen.
Dieses moderne Land war für ihre Spielereien sehr interessant.
Doch obwohl Karon müde war, brauchte er lange um einzuschlafen.

Faris | New York | Talias Inn, Wohnraum

Faris schlief schnell ein diese Nacht, träumte aber wirr. Sie jage durch dunkle Strassen, verfolgt von sich selbst, auf andere Versionen von sich selbst zu. Eine Welt nur aus Faris, alle waren gleich, gut, böse, teilnahmslos. Sie war allein.
Sie erwachte früh aus diesem Traum und wollte nicht wieder schlafen gehen. Er hatte sie verwirrt. Allein? Wieso allein, es gab doch andere Leute in ihrem Leben. Allein war sie sicher nicht. Leise holte sie sich ein paar frische Kleidungsstücke und zog sich an. Es war gerade fünf uhr in der Früh, doch die Stadt war wach. Die ersten Leute gingen bereits wieder zur arbeit, wärend die Letzen gerade heimkamen. Faris setze ging hinuter in den Laden, und begann ein paar Dinge vorzubereiten. Sie liebte die Arbeit nicht besonders, aber schlafen wollte sie nicht mehr. Sie drehte das Uralte Radio an, das auf dem TResen stand, um die Frühnachrichten zu höhren.