Comenga

Talias Inn

Karons Schlaf war unruhig und immer wieder von Träumen durchzogen, die nicht annähernd so schön waren, wie er es gehofft hatte. Er träumte von Flucht und Verfolgung, von Krieg, Hass und Zerstörung. Träume, die er schon lange nicht mehr gehabt hatte.
Als es Morgen wurde und Karon aufwachte, fühlte er sich immer noch müde und erschöpft. Er würde wohl so lange im Bett bleiben, bis ihn entweder der Drang zu Essen oder auf die Toilette zu gehen, aus dem Bett drangsalierte oder man ihn rief.

Faris | New York | Talias Inn

Die Nachrichten brachten nichts neues. Na ja, zumindest nichts außergewöhnliches. Es wurde von lokalen Wahlen gesprochen. Faris sagten die Dinge nichts. Nicht, dass sie diese Dinge nicht interessierten, aber sie hatte noch keine Zeit gehabt, sich mit der New Yorker Politik auseinanderzusetzen. Sie goss die Blümchen auf den Tischen und stapelte Teller auf der Anrichte, damit sie griffbereit lagen. Sie dachte über die Polizei nach. Erstaunt stellte sie fest, das Karon der zweite Mensch überhaupt war, dem sie diese Geschichte anvertraut hatte. Warum? Er war fremd, viel älter als sie und überhaupt, ein Kerl.
Es krachte, jemand klopfte an die Tür. Faris fur erschrocken um. In dem Moment als sie begriff, war sie auch schon an der Tür und riss sie auf. Ein geheztes Mädchen hatte dort geklopft, Faris hatte die Panik in ihren Augen sofort erkannt. Sie schloss die Tür auf, riss das Kind herein und stieß es hinter den Tresen, wo es niemand sehen konnte. Sie schloss die Tür wieder zu und wandte sich wieder einem der Tische zu. Sie hörte ein paar Leute vor der Tür vorbeirennen, wagte aber nicht, sich umzudrehen. Die kleine war viel zu verängstigt, um etwas von sich zu geben. Als Faris sich sicher war, dass niemand auf sie wartete, ging sie auch hinter die Theke. Sie setze sich auf den Boden, starrte das Mädchen an. Was hatte sie dazu getrieben, zu dieser merkwürdigen Tageszeit durch die Straßen zu rennen, oder besser gesagt, wer. Sie war ein Kind, selbst nach Faris' Verständniss von alter.

Talias Inn

Radau bewegte Karon schlussendlich dazu aufzustehen.
Er zog sich an, ging nach unten und sah Faris mit einem Mädchen hinter der Theke kauern.
"Was ist hier los?"

Faris | New York | Talias Inn

"Ich weiss es nicht. Bis jetzt hat sie noch nichts gesagt. Sie ist vor irgendwem geflohen und hier gelandet."

Talias Inn

"Wer bist du? Wie ist dein Name? Woher kommst du? Vor wem bist du geflohen?"
Das Mädchen antwortete nicht. Vielleicht war es verschreckt oder zu ängstlich.
Um dem Abhilfe zu schaffen, machte Karon etwas zu Essen und Trinken.

Faris | New York | Talias Inn
[unter Vorbehalt, hoffe ich gehe nicht zu weit]

Das plötzliche Auftauchen Karons hatte das Mädchen ein wenig verwirrt. Sie hielt sich an Faris fest und starrte sie an. "Ich bin Lizz", sagte sie schließlich mit flüsternder Stimme. Faris lächelte freundlich, auch wenn ihr das irgendwie unangemessen schien. "Schön, Lizz. Ich bin Faris.", sagte sie. Wie sollte sie weiter mit dem Kind verfahren? Wo sollte sie anfangen. Bevor sie zu lange grübelte, kam Karon zum glück wieder und gab ihr Kakao und Toast. Sie aß gierig, ohne dass sie hungrig schien. Faris wartete geduldig. Schließlich war sie fertig, und Faris wandte sich wieder an sie.
"Wer waren die die dich verfolgten?"
Lizz begann zu sprechen, leise, aber bestimmt.
"Ich weiss es nicht. Sie kamen in unser Haus, mitten in der Nacht. Es waren vier. Sie waren vermunnt, man konnte sie nicht erkennen. Sie stritten mit meinem Vater. Sie Sprachen eine fremde Sprache. Sie wussten nicht, dass ich in meinem Zimmer war. Ich weiss nicht, was sie wollten. Sie schlugen ihn. Er wehrte sich. Er verlor. Sie waren wütend darüber. Er bewegte sich nicht mehr. Irgendwie haben sie mich gehört. Ich glaube, ich war schon auf der Feuertreppe, als sie mich bemerkten. Einer von ihnen stürzte, als sie mich fast hatten. Sie fielen. Ich kam hierher."
Liz athmete schwer. Faris war sehr erstaunt, dass sie so genau berichten konnte. Es machte ihr Angst, davon zu sprechen. Was auch immer sie genau erlebt hatte, es war minuten her und sie sprach davon, jedes Wort bestimmt. Faris warf Karon einen fragenden Blick zu. Was nun? Sie hatte etwas weniger ... heftigeres erwartet.

Talias Inn

"Wir sollten die Polizei verständigen." Karon sah sich um und suchte das Telefon. "Es ist das Beste was wir machen können."
In früheren Zeiten wäre Karon einfach mit dem Mädchen und Faris in ihre Wohnung zurück gegangen und hätte dort nach ihrem Vater geschaut. War er tot? Oder nur ohnmächtig? Vielleicht hätte Karon auch begonnen einige Indizien oder gar Beweise zu sammeln, um auf die Spur der Verbrechen zu kommen. Aber jetzt lagen die Dinge anders. Würde man sie dort antreffen, würde man sie wohl unter Tatverdacht verhaften. Karon hatte genug davon in Schwierigkeiten zu geraten.

Faris | New York | Talias Inn

Faris bemerkte, wie Lizz Augen bei dem Wort Polizei ein wenig kleiner wurden, aber sie stimmte Karon zu. "Ja, das sollten wir tun."
Eigentlich ging es sie ja nichts an. Sicher, die kleine Tat ihr leid, aber sie wollte sich nicht für sie in ein aussichtsloses Abenteuer stürzen.

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Als Karon das Telefon endlich gefunden hatte, wählte er die Notrufnummer. Der Polizistin am anderen Ende der Leitung schilderte er alles so, wie Faris und Lizz es ihm erzählt hatten. Wenige Minuten später war auch schon ein Streifenwagen da.

Faris | New York | Talias Inn

Faris fuhr innnerlich zusammen. Ein Amerikanischer Polizist, der mit Verbrechern zusammenarbeitet war für sie genauso unvorstellbar wie das Leben auf dem Mars. Es passte absolut nicht in Faris' Idee von der Welt. Aber ihr Instinkt sagte ihr, das Lizz nicht log. Etwas musste an ihrem Worten war sein. War es vielleicht ein Undercover Ermittler gewesen, der nichts mehr hatte tun können?
"Welcher?", zischte sie ihr zu. "Woran erkennst du ih wieder?"

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Lizz deutete auf einen Mann, der vielleicht 35 Jahre alt war. Er trug einen schwarzen Anzug mit einem weißen Hemd und hatte einen Ziegenbart, der ihn etwas seltsam aussehen ließ. Ansonsten viel er durch nichts auf. Er konnte genauso ein Mann sein, wie jeder andere auf der Straße. Braune Haare, braune Augen, von der Sonne verdunkelte Haut und er war nicht ganz 180 cm groß.

Talias Inn

Karon begrüßte die Polizisten, deutete jedoch Faris an auf Lizz acht zu geben. Zum einen, damit sie nicht abhauen konnte, zum anderen, dass sie weder etwas dummes tun oder sagen konnte.
Es dauerte nicht lange, da waren die Polizisten wieder weg, doch Karon hatte sie alle fein säuberlich beobachtet und war der Meinung, dass mit Verdächtigen Beamten etwas nicht stimmte. Er wirkte nervös und angespannt, auch wenn er es verstand das gut zu überspielen.
"Ich denke, ..." meinte Karon "... wir sollten heute Nacht mal deinem Haus einen Besuch abstatten."
Die Neugierde hatte Karon gepackt. Ob gewollt oder nicht.
Doch wie würde Lizz darauf reagieren?

Faris | New York | Talias Inn

Faris nickte langsam. Karon hatte recht. Lizz sah die beiden einen Moment ängstlich an. "Das Haus, es, wie soll ich sagen, es ist nicht sicher", stammelte sie. Faris warf ihr einen stregen Blick zu. "Wer bedroht es?", fragte sie. Doch Lizz schüttelte nur den Kopf. "Niemand bedroht es. Es ist ein altes Haus, und es soll abgerissen werden. Aber ein paar Leute wohnen dort, auch wenn die Stadt es bereits einmal geräumt hat. Aber eine Menge armer Leute kamen bald zurück - und viele neue, die sich verstecken."
Faris sah Karon entgeistert an. Warum schlug diese Geschichte unbedingt Haken?

Talias Inn

Karon sah Lizz an und Faris an.
"Was sollen wir nun machen?"